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Barriere-Check in Flensburg: Gut für den Bahnhof, ein Ausreichend für den Weg dorthin

"Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden", so Artikel 3 unseres Grundgesetzes. Ist das in Flensburg gewährleistet? Beim Barriere-Check am 1. September 2020 vergaben die beteiligten Gruppen ein "Ausreichend" für den Weg vom Deutschen Haus zum Bahnhof und ein "Gut" für das Bahnhofsgebäude.

 

Mit Hilfe einer Checkliste des Sozialverbands VdK wurden Weg und Gebäude abschnittweise untersucht: Sind wichtige Querungen taktil und optisch erkennbar? Sind die Wege breit genug und gut mit Rollator und Rollstuhl zu befahren? Sind die Bordsteine abgesenkt?

Bahnhof: Überwiegend gute Noten

Dabei schnitt der Bahnhof selbst – für manche durchaus überraschend – gut ab. Ausreichend breite Eingangstüren mit automatischer Öffnung, optisch gut erkennbare Treppenkanten, helle, breite Flure und gut erreichbare Aufzüge zu den Gleisen wurden gelobt. Die Toiletten waren offensichtlich gerade geputzt worden und in sehr ordentlichem Zustand. Bemängelt wurden Details wie fehlende Orientierungshilfen, eine zu hohe Türschwelle im Eingangsbereich – und Verschmutzungen, die das Gebäude nicht sehr einladend machen.

Wegstrecke: Viele Verbesserungsmöglichkeiten

Mehr Kritik gab es für den Weg zum Bahnhof. Für Gehwege ist eine Mindestbreite von 1,50m empfohlen plus Schutzstreifen zur Hausfront und zum Fahrzeugverkehr. An vielen Stellen wurde jedoch gerade mal 1,20m gemessen, die Mindestanforderung für einen Rollstuhl. Wenn jemand z.B. einen Rollator schiebt, ist da kein Platz mehr für eine Begleitperson. Weitere Probleme: Holperiges Kopfsteinpflaster, unzureichende Markierungen und Konflikte zwischen Rad- und Fußverkehr, die durch die Verkehrsführung hervorgerufen werden.

Regina Bunge, stellvertretende Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Nord, freut sich, dass der Flensburger Bahnhof so gut abgeschnitten hat. Gleichzeitig sieht sie Nachbesserungsbedarf für den Weg dorthin: “Die Bemühungen sind deutlich erkennbar, das ist zu honorieren. Doch es sind die Details, die für Mobilitätseingeschränkte die Qualität ausmachen.”

Begehung als “Aha-Erlebnis”

“Ein Aha-Erlebnis” war die Begehung insgesamt, so ein Teilnehmer. “Man weiß einfach zu wenig, was Mobilitätsbehinderte brauchen”, hieß es in der Schlussrunde am Bahnhof, “man nimmt Hürden erst wahr, wenn man selbst damit kämpft, z.B. wenn man mit Kinderwagen unterwegs ist.” Ausdrücklich wurde den beiden Vertretern des TBZ Flensburg gedankt, die ebenfalls mitgewirkt hatten.

Ausführliche Dokumentation

An der Aktion beteiligt waren außer VCD und dem Sozialverband VdK auch die Aktionsgruppe KLIMA Flensburg und die AG Mobilität im Seniorenbeirat Flensburg.
Die ausführliche Dokumentation wird demnächst im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt und im Anschluss an Politik, Stadtverwaltung sowie im Bereich engagierte Gruppierungen überreicht.

  • VCD Flensburg: Dokumentation “Barriere-Check in Flensburg: Vom Deutschen Haus zum Bahnhof” (PDF-Datei, 7MB) zum Herunterladen – mehr

Barriere-Check II: Schwerpunkt Sehbehinderung

Vorschau: Die Begehungen sollen weitergeführt werden. Am Di, 27.10.2020, 9:30 Uhr, findet der Barriere-Check II statt, diesmal mit dem Schwerpunkt Sehbehinderung. Untersucht wird dabei der Weg vom Südermarkt zum Deutschen Haus.
Interessierte sind herzlich willkommen, Anmeldung unter flensburg@vcd-nord.de.

Vom Deutschen Haus zum Bahnhof

Hier eine kleine Auswahl unserer Beobachtungen – anklicken zum Vergrößern!

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