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Der VCD widerspricht: Straßenbahnen sind keine „altmodischen Stahlungetüme“!

Am 17.05.2022 hat der erste Bürgermeister das neue Bündnis für den Fuß- und Radverkehr vorgestellt. Am Rande der Veranstaltung wurde er auch gefragt, was er aktuell von Stadtbahnen hält. Er ließ sich zu der fragwürdigen Äußerung hinreißen, dass keine andere Metropole "solche Stahlungetüme" mehr neu bauen würde. Die Mitglieder des Landesvorstands vom Verkehrsclub Deutschland aus Hamburg möchten diese Äußerungen von Herrn Tschentscher nicht unkommentiert im Raum stehen lassen und eine Richtigstellung vornehmen.

Bei einer modernen Niederflurstadtbahn handelt es sich tatsächlich um einen umweltfreundlichen, barrierefreien und leistungsstarken Verkehrsträger. Auf eigenen, begrünten Trassen, dient eine Stadtbahn einer besseren Stadtgestaltung und einer klimafreundlicheren Umverteilung des Straßenraums. Weltweit haben diese Vorzüge bereits viele Metropolen unter Beweis gestellt.

Der Umweltverband VCD sieht für eine Stadtbahn in Hamburg großes Potenzial bei tangentialen Linien innerhalb der Stadt. Gerade auf diesen Routen ist heute der Auto- dem Busverkehr deutlich überlegen. "Wenn man tangentiale Stadtbahnen mit den bestehenden und neuen Schnellbahnlinien gut verknüpft, entstehen nach 2030 ganz neue Möglichkeiten auf der Schiene in Hamburg unterwegs zu sein, ohne über den überlasteten Hauptbahnhof fahren zu müssen", so Vorstandsmitglied Alexander Montana. So könnte der Nahverkehr in Hamburg abseits der heutigen Schnellbahn ähnlich attraktiv werden.

Der VCD-Nord zeigt sich vor allem darüber verwundert, dass der erste Bürgermeister offenbar den von ihm ausgehandelten Koalitionsvertrag nicht detaillierter kennt. „In der Vereinbarung wurde festgehalten, dass geprüft werden soll, welches Verkehrsmittel die Lücke zwischen Metro- und Expressbussen auf der einen Seite und U-Bahnen auf der anderen Seite schließen könne. Eine solche ernsthafte Prüfung muss jetzt stattfinden“ so Vorstandsmitglied Alexander Montana. Hierzu empfiehlt der VCD-Nord einen Blick nach Kiel - hier wird derzeit ein solcher Systemvergleich angestellt. Stadtbahnen und ein sogenanntes BRT-System mit elektrischen Doppelgelenkbussen werden hier einander gegenübergestellt und sollen die normalen Busse ergänzen. Auch in Berlin wird untersucht, wo neben klassischen E-Bussen neue Systeme für Stadtbahnen und sogar Hybrid-Oberleitungsbusse mit 25 m Länge sinnvoll erscheinen.

Hamburg hat sich als wachsende Stadt ambitionierte Ziele in der Klimapolitik gesetzt. Um klimaneutral zu werden, sollte Hamburg nicht der möglichen Einführung einer Stadtbahn ablehnend begegnen, sondern vielmehr Verkehrsprojekte wie die A 26 Ost, die sehr viel graue Energie binden und den MIV weiter fördern, kritisch hinterfragen. Der Senat muss schnell handeln und darf sich einer sachlichen Debatte über den Einsatz verschiedener öffentlicher Verkehrsträger nicht verschließen. Der Senat kann darüber hinaus schon jetzt mehr Busspuren vor staugefährdeten Kreuzungen ausweisen und die Ampelschaltungen für den Busverkehr deutlich verbessern. Der VCD glaubt zudem nicht, dass man heutige Autofahrer in selbstfahrende MOIAs locken kann. Für eine echte Verkehrswende in Hamburg sind zusätzliche, leistungsfähige und schnelle öffentliche Verkehrsmittel unerlässlich.

 

Kontakt für Rückfragen: geschaeftsstelle@vcd-nord.de, Tel.: 040 / 280 55 120

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