Nord

PACKT DAS MIT UNS AN! Wir sind junge Leute unter 35 Jahre und setzen uns für eine zukunftsfähige Mobilität für Alle ein. Als JOG organisieren wir gemeinschaftlich Diskussionsveranstaltungen und Exkursionen und führen Aktionen und Demos für die Mobilitätswende in Hamburg durch.

Wenn ihr mitreden und mitgestalten möchtet, dann kommt sehr gerne an Bord! Wir freuen uns immer über neue Gesichter!

.

Junge Ortsgruppe Hamburg, Hamburg aktuell
JOG Hamburg

Wasserstoffexpertise aus Rüsselsheim trifft Verkehrsinteressierte aus Hamburg

Die digitale Themenabendreihe der Jungen Ortsgruppe des VCD-Nord in Hamburg setzte sich am 14.02.2022 mit einer spannenden Diskussion mit Prof. Dr. Scheppat von der Hochschule RheinMain in Rüsselsheim über Wasserstofftechnologien und ihre Potenziale in der Mobilität fort.

Scheppat lehrt und forscht seit mehr als 20 Jahren an der Hochschule RheinMain zu Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien. Gleich zu Anfang des Vortrags betonte sie, dass eine besondere Motivation für die Forschung mit Wasserstoff die Dekarbonisierung sei, die man im Energiesektor erzielen kann. Speziell für den Bereich Verkehr hebt sie hervor, dass man zwischen den Bedingungen in der Stadt und auf dem Land unterscheiden müsse, um potenzielle Technologien für die Dekarbonisierung im Verkehrssektor sinnvoll einzusetzen. Brennstoffzellenfahrzeuge eignen sich wegen der höheren Reichweite für ländliche Regionen und Langstrecken - was besonders für LKWs nützlich sein dürfte. In Städten lässt sich die Ladeinfrastruktur für batteriebetriebene Autos (E-Autos) mit besserem Kosten-Nutzen-Faktor und somit höherer Dichte aufstellen. Verbunden mit den kurzen Reichweiten und langen Standzeiten, die sich üblicherweise in der Stadt ergeben, lassen sich E-Autos hier ideal einsetzen. Nichtsdestotrotz kann Wasserstoff auch bei E-Autos weiterhin Einsatz finden, z.B. als Speichertechnologie zur Netzstabilisierung bei Ladespitzen. Seit 2019 erforscht Scheppat diese Möglichkeit im Rahmen der Clever Electric City. Dieses Projekt befasst sich mit der Entwicklung und Erforschung eines 1Mh-Batteriespeichers, welches in das lokale Stromnetz in Rüsselsheim integriert ist und überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen zwischenspeichert, um sie zum Laden von E-Autos bereitzustellen.

Eine entscheidende Erkenntnis aus dem Abend ist somit, dass Batterie- und Brennstofftechnologien Hand-in-Hand gehen und nicht gegeneinander ausgespielt werden sollten. Zusammen mit erneuerbaren Energiequellen lässt sich ein Technologie-Dreiklang bilden, um der klimagerechten Verkehrswende einen deutlichen Schub hinsichtlich ökonomischem und bedarfsgerechtem Nutzen zu verschaffen.

Dennoch waren an diesem Abend einige Alleinstellungsmerkmale der Wasserstofftechnologien hervorzuheben. Zum einen ist der Recyclinggrad von Brennstoffzellen mit 90 % wesentlich besser als bei Lithium?Ionen?Batterien, die zudem viele seltene Erden enthalten. Infrastruktur für die Bereitstellung von Wasserstoff ist zum Teil auch bereits vorhanden, z.B. in Form von Gasleitungen. Zudem ist die Unterhaltung dieser Infrastruktur hinsichtlich Kosten und Verwaltung einfacher als bei Ladeinfrastruktur für E-Autos und sie ist um ein vielfaches platzsparender.

Nicht zuletzt ist die Wasserstofftechnologie lukrativer für bereits etablierte Industrien, wie die Ölindustrie, die händeringend nach neuen umweltschonenden Kraftstoffen sucht, um zukunftsfähig zu bleiben. Mithilfe der Brennstoffzellentechnologie können auch die zahlreichen Arbeitsplätze und das riesige Know-How der deutschen Automobilindustrie weiterhin erhalten und genutzt werden, da es sich bei der Brennstoffzelle um eine andere Art von Verbrennungsmotor handelt und somit entsprechende Maschinenkomponenten wie Getriebe, Kupplungen usw. benötigt werden.

Einige wesentliche Fragen und Schwachpunkte werden sich nichtsdestotrotz erst mit der Zeit klären. Bisherige Elektrolyseverfahren zur Umwandlung von Wasser in Wasserstoff (und Sauerstoff) besitzen einen Wirkungsgrad von 70-80 %. Berücksichtigt man, dass Brennstoffzellen ähnlich komplex wie Verbrennungsmotoren sind, wird dieser Wirkungsgrad noch einmal halbiert, um die Bewegung des Autos zu erzeugen. E-Autos besitzen im Gegensatz dazu einen sehr hohen Wirkungsgrad von über 90 %. Es ist wichtig, die Effizienz bei der Erzeugung und Speicherung von Wasserstoffenergie zu steigern, damit die Technologie ökonomischer und somit attraktiver wird. Zuletzt ist es wichtig, dass die Debatte weg von der Frage „Infrastruktur für Wasserstoff- ODER für E-Autos?“ hin zu „Wie können wir Wasserstoff- UND E-Antriebe kosteneffizient, umweltschonend und flächendeckend einsetzen?“ Mit einem solchen Denkansatz kann es uns gelingen, schneller und umfassender auf den Klimawandel zu antworten.

Der Vortragsabend hat schließlich gezeigt, dass es oft helfen kann, die Dinge „Outside of the Box“ und im größeren Zusammenhang zu betrachten und zu diskutieren anstatt Dinge gegeneinander auszuspielen, die gar nicht im Gegensatz zueinander stehen müssen.

 

Sei auch du beim nächsten Mal dabei und diskutiere mit. Wir treffen uns jeden 1. Und 3. Montag im Monat. Weitere Infos bei „Get in touch“ hier auf unserer Website.

zurück