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Ortsgruppe Flensburg

Campus Flensburg: Rad, Bus und Füße im Mittelpunkt

Hausaufgaben für die Stadt Flensburg: Für knapp 10.000 Studierende und 1000 Beschäftigte ist der Campus Flensburg mit der Hochschule Flensburg (3700/360) und der Europa-Universität (6000/600) ein wichtiges Verkehrsziel. Wie sind sie dorthin unterwegs? Mit dieser Frage beschäftigte sich Simon Laros, Klimaschutzmanager für den Campus Flensburg, schon zum zweiten Mal. Zusammengefasst: Die Mehrheit wünscht sich bessere Infrastruktur fürs Rad, besseren ÖV und weniger Auto.

 

Im Vordergrund: Fahrrad, Bus und - Füße!

Die "Mobilitäts-Umfrage" am Campus Flensburg sollte erforschen, welche Verkehrsmittel Studierende und Mitarbeitende nutzen und welche Wünsche sie zu Mobilität haben. Die Befragung fand im November 2020 statt, sie bezieht sich auf die Verkehrsmittelwahl im Jahr 2019. Die Untersuchung schließt an an eine vergleichbare Umfrage für das Jahr 2017. Das ist interessant, denn damit gibt es erstmals Vergleichswerte. Rund 500 Personen, also etwa jedes 20. Uni-Mitglied, haben an der Umfrage teilgenommen.
Campus-Klimamanager Simon Laros stellt hier – in Zusammenarbeit mit der VCD Ortsgruppe – die Ergebnisse vor.

Radverkehr an erster Stelle

  • "Ich habe mir diesen Sommer ein E-Bike gekauft."*
  • "Für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf nutze ich einmal die Woche das Lastenrad und erledige auf dem Arbeitsweg die Wocheneinkäufe."

Als Klimamanager hat mich sehr gefreut, dass wieder klar deutlich wurde: Die meisten Hochschulangehörigen sind klimafreundlich unterwegs. Das wichtigste Verkehrsmittel ist das Rad. Im Vergleich zu unserer Umfrage 2017 ist der Radverkehrsanteil bereits deutlich gewachsen. Mehr als jede vierte Person nutzt das Rad.

Das hat auch damit zu tun, dass wir – in einem Verbund aus Europa-Universität, Hochschule und der Stadt Flensburg – mit dem Projekt “Radeln zum Campus” 2017-2019 die Infrastruktur für Radfahrene aufgewertet haben. Die Hochschulen haben Fahrradstellplätze überdacht, Dienst-Pedelecs angeschafft und die Wege auf dem Campus ausgebaut. Die Stadt Flensburg hat die Radwege zum Campus und Abstellanlagen an Mobilitätsknoten aufgewertet. Ein Verkehrskreisel am Campus-Entrée wurde zum maßgeblichen Symbol für dieses zukunftsweisende Projekt.

An zweiter Stelle: Der Bus

  • "Mein Weg zur Uni würde mit öffentlichen Verkehrsmitteln fast 3 Stunden pro Strecke, also 6 Stunden am Tag, dauern. Ich würde gerne entspannt in Bus oder Zug sitzen, wenn sie häufig und direkt verkehren würden."
  • "Die Busanbindung aus Glücksburg ist sehr schlecht. Die Fahrtzeit zum Campus beträgt über eine Stunde, mit dem Fahrrad benötige ich nur ca. 30 Minuten und mit dem Auto/Motorrad 12 Minuten."

An zweiter Stelle steht bereits der Busverkehr. Allerdings hat dieser abgenommen. Für mich ist einer der Gründe, dass vermehrt auf Rad und E-Bike umgestiegen wird. Gleichzeitig wurde bei den freien Antwortmöglichkeiten immer wieder moniert, dass die Verbindungen vom Umland zur Uni einfach ungenügend sind.

Jede vierte Person geht zu Fuß

  • "In Flensburg laufe ich beinahe immer (2x mit Bus in 1,5 Jahren)."
  • "Ich gehe gerne zu Fuß."

Dritter Schwerpunkt ist der Fußverkehr, bei gleichbleibend 21%. Jede fünfte Person läuft also zum Campus, teilweise auch vom Bahnhof bzw. der Bushaltestelle.

Über 5 Kilometer: In jedem zweiten Fall mit dem PKW

  • "Vor allem in ländlichen Raum ist die ÖPNV-Anbindung teilweise extrem schlecht. Mein Weg zur Uni würde mit öffentlichen Verkehrsmitteln fast 3 Stunden pro Strecke, also 6 Stunden am Tag, dauern. Es bringt nichts, Autofahrer zu stigmatisieren, solange es keine brauchbaren Alternativen gibt."
  • "Flensburg sollte verstärkt auf den ÖPNV setzen. Einrichtung eines Bahnhaltes Klinikum/Uni an der Strecke Flensburg-Kiel, Reaktivierung der Bahnstrecke Flensburg-Niebüll und Verlegung des Bahnhofs an den ZOB."

In Bezug auf den Klimaschutz ist es erfreulich, dass der Pkw-Verkehr zurückgegangen ist. Zu denken gibt mir jedoch, dass bei Wegen über fünf Kilometern doch die meisten (46%) wieder zum Auto greifen. Das steht zum einen deutlich in Zusammenhang mit der Kritik vor allem an den regionalen Busverbindungen. Darauf wurde bei den freien Antworten immer wieder hingewiesen.
In Flensburg selbst ist der Busverkehr relativ gut aufgestellt, verbesserungswürdig ist hier die Anbindung des Bahnhofs und das Angebot in den Randstunden. Der Zugverkehr spielt praktisch keine Rolle (2%). Bei Bahn und Regionalbussen besteht also sehr erheblicher Nachholbedarf.

  • "Radwege sind nach wie vor nicht immer durchgängig vorhanden und teils auch schlecht geführt."
  • "Ich persönlich sehe Flensburg nicht als fahrradfreundlich an. Es gibt kaum Fahrradstraßen, wenn dann nur gefährliche Schutzstreifen. Viele Pkw-Fahrer ignorieren diese und blockieren sie."

Zum anderen ist es ja so: Mit dem E-Bike sind fünf Kilometer ein Kinderspiel. Doch geht der Anteil der Radelnden bei Strecken über fünf Kilometern erheblich zurück, dann greift nur noch etwas über jede zehnte Person zum Fahrrad (12%). Das hängt sicherlich mit der Radwege-Infrastruktur zusammen, die sehr kritisch gesehen wird.

Wünsche der Befragten: Umweltverbund - Fußverkehr, ÖV und Rad - stärken

  • "Weniger Autos und mehr Radwege."
  • "Fußwege ausschließlich für Fußgänger."
  • "Bessere ÖPNV Verbindung auch wenn Mensch aus dem Umland kommt."
  • "Bessere Busanbindung des Campus in den Abendstunden."

Wir haben in der Studie auch noch gefragt, was sich die Beteiligten wünschen für die künftige Mobilität. Ganz vorn lag der Wunsch nach einer Verbesserung der Wege-Infrastruktur, nach der Stärkung von Radverkehr (70%) und öffentlichem Verkehr (63%) sowie Fußverkehr (33%)
Das heißt, der Umweltverbund, also Fuß-, Rad- und öffentlicher Verkehr, liegt ganz klar vorne.

  • "Das Wichtigste wäre, in Flensburg die Kopfsteinpflasterstraßen an den Seiten zu glätten, um wenigstens halbwegs befahrbare Wege zu haben. Die Fußwege sind oft zu eng, sie sind auch für Fußgänger gedacht."
  • "Sehr viele Kreuzungssituationen sind völlig unklar für Radfahrer."

Das wird auch in den Wünschen und Vorschlägen deutlich, die als Freitext eingetragen wurden. Wiederholt wurde eine Fahrrad-Reparaturwerkstatt vorgeschlagen, in der man das Rad abliefern und nach Erledigung seiner Arbeiten wieder abholen kann. Duschen wurden gewünscht, um sich vor Arbeitsbeginn frisch zu machen, sowie Ladestationen für E-Bikes.

  • "Warum kosten die PKW Parkplätze am Campus nichts? Das wäre für viele ein Anreiz mit dem Rad zu kommen."
  • "Ein Campus mit so vielen Parkplätzen ist ein Unding: Sieht schlecht aus, passt nicht zu dem Selbstverständnis eines klimafreundlichen Campus."

Beim Autoverkehr wurde einerseits gewünscht, dass E-Autos Vorrang bekommen und entsprechende Ladesäulen eingerichtet werden. Gleichzeitig wurde wiederholt auf die große Zahl der Parkplätze hingewiesen. Die Zahl der Parkplätze sollte verringert und Parken kostenpflichtig gemacht werden. Neuen Technologie wie selbstfahrenden Autos wurde wenig Bedeutung beigemessen.

Green Office

In den Themen Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Transformation ist der Campus breit aufgestellt. Ein von der Hochschule eingerichtetes und gemeinsam geführtes "Nachhaltigkeitsbüro", das Studierende und Mitarbeitende informiert und nachhaltiges Verhalten fördert, befürworten rund 80% der Befragten. Hier könnten Austausch und Information stattfinden und z.B. Fahrradwerkzeug ausgeliehen werden. Wir werden das mitnehmen, um ein entsprechendes Angebot voranzubringen.

Fazit: Hausaufgaben für die Stadt Flensburg und den öffentlichen Verkehr

Zusammenfassend macht die Mobilitätsumfrage klar: Während der Pkw-Verkehr in Flensburg gut wegkommt, besteht beim Umweltverbund - Fuß-, Rad- und öffentlichem Verkehr - deutlicher Nachholbedarf. Zu wünschen ist, dass die Verantwortlichen in Politik und Stadtverwaltung diese Rückmeldungen zur Kenntnis nehmen und im Sinne des Klimaschutzes tätig werden.

Die Mobilitätsumfrage zum Nachlesen:klimaschutz.campus-flensburg.de

*Zitate: Den Freitextantworten entnommen, ggf. geringfügig bearbeitet.


Simon Laros,
Klimaschutz Campus Flensburg

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