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Innovative Oberleitungsbusse in Hamburg testen!

Verkehrsclub Deutschland unterstützt Vorstoß der Linken

Die Linken haben sich dafür ausgesprochen, den Betrieb von modernen Oberleitungsbussen im Fahrgastbetrieb auf der Buslinie zwischen Altona und der Alsterchaussee vorzuführen.

Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD, Landesverband Nord) begrüßt diese Idee aus der Politik. Unter Experten werden sogenannten Hybrid-Oberleitungsbusse große Chancen eingeräumt, da es sich um Batteriebusse handelt die als Streckenlader fungieren. Ihre Batterien laden sie während der Fahrt an einer Oberleitung auf, die nur auf einer Teilstrecke installiert werden muss.

Ab 2020 sollen nach den Vorstellungen des Hamburger Senats nur noch Batteriebusse beschafft werden. Die Fahrzeuge würden in der nächtlichen Betriebspause auf den Busdepots aufgeladen werden. Für dieses Konzept müssten alle Betriebshöfe leistungsfähige Stromanschlüsse an das Mittelspannungsnetz erhalten. Langfristiges Ziel ist es, dass jeder Bus über eine so große Batterie verfügt, dass dieser einen ganzen Betriebstag rein elektrisch abdecken kann. Insbesondere an kalten und sehr warmen Tagen und bei Gelenk- oder Doppelgelenkbussen dürfte der reine Batteriebetrieb eine sehr große Herausforderung darstellen. Im Winter sollen die Busse teilweise mit Heizöl beheizt werden, was die Vorgabe eines emissionsfreien Betriebes unterläuft.  Gelenkbusse benötigen Batterien, die rund drei Tonnen wiegen. Somit können weniger Fahrgäste befördert werden und das hohe Gewicht führt zu stärkeren Straßenschäden. Vor diesem Hintergrund sieht der Verkehrsclub Deutschland (VCD, Landesverband Nord) die einseitige Strategie des Hamburger Senats schon seit Jahren kritisch.

Der VCD fordert daher, weitere umweltfreundliche Bustechnologien in Betracht zu ziehen. Es wurde  behauptet, alle möglichen Technologien auszuprobieren und der Öffentlichkeit vorzuführen. Eine Studie im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums empfiehlt den Hybrid-Oberleitungsbus (HO-Bus) für Linien mit hohem Fahrgastaufkommen. HO-Busse laden ihre Batterie während der Fahrt unter einer Oberleitung auf.  Sie kombinieren die Vorteile von klassischen Oberleitungsbussen und flexiblen Batteriebussen. Es werden nur auf Teilstrecken Fahrleitungen benötigt und die Batterien können deutlich kleiner dimensioniert werden, was auch ökologische Vorteile aufweist. In das Obus-Netz in Solingen will man demnächst Solarstrom einspeisen und diesen auch über Schnellladestationen an E-Autos abgeben.

Das Bundesverkehrsministerium würde die Infrastruktur für ein HO-Busnetz im Rahmen eines Pilotprojektes mit 65 bis 80% fördern, und die Busse selbst mit rund 50% bezuschussen. Eine lange Lebensdauer der Fahrleitungen von mindestens 40 Jahren und der Busse von 20 Jahren spricht zusätzlich für dieses Elektrobussystem.  Daher setzen die Städte Marburg, Berlin und Stockholm nun auch auf diese Technologie. Berlin hat dies kürzlich sogar im Nahverkehrsplan festgeschrieben – während es in Hamburg noch nicht einmal einen solchen Plan gibt. Olaf Scholz und der Oberbaudirektor Walter haben Verkehrssystemen mit Oberleitungen in ihrer Amtszeit eine Absage erteilt. Daher durfte der HO-Bus auch in der Metastudie zur E-Mobilität der Helmut-Schmidt-Universität nicht als mögliche Lösung in Betracht kommen.  Das haben Recherchen des VCD ergeben.  

Der Verband hat auch festgestellt, dass externe Berater der Hamburger Verkehrsunternehmen die Infrastrukturkosten von HO-Bussen nicht Ansatzweise kennen und somit gar nicht objektiv beraten können. Mercedes spricht von der hohen Wertschöpfung der Batterie für den Hersteller.  Zudem hat der VCD erfahren, dass Mercedes versucht, den  Deutschen Städtetag so zu beeinflussen, dass sich HO-Busse möglichst nicht durchsetzen. Die ökologischen Nachteile von reinen Batteriebussen finden bisher kaum Beachtung.

Der VCD fordert nun von Hamburg, der Strategie der Berliner Verkehrsbetriebe zu folgen und auch den   HO-Bus in Erwägung zu ziehen. Nach den Vorstellungen des VCD könnten ohnehin notwendige Erneuerungen von Straßenbeleuchtungen mit der Installation von Oberleitungen kombiniert werden. Beleuchtungen würden an den neuen Masten, die zu 80% vom Bund finanziert werden, angebracht – und diese sollten anschließend begrünt werden. Wo es möglich ist, sollten jegliche Masten entfallen, indem Fahrleitungen und Beleuchtungen unter wohlwollender Zustimmung von Hauseigentümern an  Fassaden installiert werden.

Der Verkehrsclub schlägt darüber hinaus die Endmontage von Elektrobussen auf Steinwerder vor, damit auch Hamburg mit seinem Hafen von der Wertschöpfung der E-Mobilität profitiert.  Vorgefertigte Fahrzeugteile könnten z.B. von einem etablierten Elektrobushersteller aus der Ukraine über den Hafen Odessa, an dem Hamburg auch beteiligt ist, auf dem Seeweg angeliefert werden.

Durch die Elektrobusse sind Gasbusse aus dem Fokus geraten. Dabei sind diese Fahrzeuge nur unwesentlich teurer in der Beschaffung als Dieselbusse. Die Stadtreinigung Hamburg würde nach dem Konzept des Verkehrsclubs Biogas für den Busverkehr liefern, das zuvor aus Bioabfällen gewonnen wurde. Ferner könnte Biomethan aus Strohabfällen gewonnen werden. Aus Sicht des VCD erfüllen Biogasbusse die Anforderungen eines Co2-neutralen Busverkehrs und sollten neben Batteriebussen auf weniger frequentierte Linien zum Einsatz kommen. Wenn die Wasserstofftechnologie weiter fortgeschritten und kostengünstiger ist, können Biogasbusse durch Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb ersetzt werden.

Kontakt: VCD Nord e.V.: Geschaeftsstelle: geschaeftsstelle@vcd-nord.de

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