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Ortsgruppe Neumünster, Neumünster, Bahn & Bus, Mobilität in der Stadt, Pressemitteilung, Stadt- & Regionalplanung
Ortsgruppe Neumünster

Stellungnahme zum Entwurf des 4. Regionalen Nahverkehrsplans der Stadt Neumünster

Ein gut abgestimmter Linienbusverkehr muss in der Lage sein, Anschlüsse zu gewährleisten. Spätestens bis zur Vollendung von Stuttgart 21 wird die Zugverbindung Hamburg/ Kiel bzw. Kiel/ Hamburg in einem festen halb Stunden Takt bedient. Mit sieben Minuten Umstiegszeit am Hauptbahnhof in Neumünster müssen Busse von/ in die Gewerbegebiete und zum Friedrich-Ebert-Krankenhaus in Lastrichtung ankommen und bereit stehen. Morgens fahren Busse zu Minute 07/ 37 vom Bahnhof in die Industriegebiete. Danach fahren sie weiter in die Wohngebiete mittels Linienwechsel oder Schleifenfahrt. Nachmittags und zu Schichtende haben Busse von den Arbeitsstätten am Bahnhof bei Minute 22/ 52 Anschluss. Idealerweise ist eine Mobilitätsgarantie zu den Arbeitsplätzen vereinbart. Anreize zum Umstieg für PendlerInnen, zum Beispiel durch die Finanzierung des Deutschlandtickets sind an zu raten. Im Kernnetz sollte tagsüber durch Linienüberlagerung ein 15 Minuten Takt gewährleistet sein. Der Abendverkehr sollte zur Minute 07/ 37 am Hauptbahnhof bis 22.00 Uhr gehen, dann sollte bis 0 Uhr in der erweiterten Innenstadt, aus wirtschaftlichen Gründen mit Kleinbussen halbstündig gefahren werden. Danach kommt der Fahrdienst „Hin und Wech“ zum Einsatz. An allen anderen Bahnhöfen im Stadtgebiet, am Stadtrand und in den Nachbargemeinden muss der Anschluss bei ankommenden Zügen auch gewährleistet sein. Eine gute Abstimmung und Verknüpfung mit den Regionalbussen muss ebenfalls erfolgen.

 

Weitere Lichtsignalbeeinflussung in der erweiterten Innenstadt dienen der Busbeschleunigung. Die zügige Einrichtung von Umweltspuren in der Innenstadt (durch die Einbahnstraßenregelung für den motorisierten Individualverkehr) und die Bevorrechtigung von Bussen über Abbiegespuren nach Züricher Vorbild entlastet die viel befahrenen Straßen ebenso, wie ein separater innerer Fahrradring über die Schützenstraße. Neue, hochwertige Fahrradstraßen dienen generell der Verkehrsentlastung und Verkehrssicherheit. Links- und Rechtsabbiegespuren sollen dort zur Bevorrechtigung genutzt werden, wo die Einrichtung von Umweltspuren auf Grund von baulicher Enge nicht möglich ist. Wenn die Fahrbahn durch parkende Autos so weit verengt ist, dass ein Bus nur noch schwer durch kommt, ist das eine Gefahr für alle VerkehrsteilnehmerInnen! Wir empfehlen dringend in diesem Fall die betroffenen Parkflächen zu begrenzen, damit im Notfall Rettungsdienst und Feuerwehr durch kommen und Anwohnerpark- und Lieferzonen einzuführen! Auf Nebenstraßen ist außerdem eine Einbahnstraßenregelung an zu raten.
Zur Busbeschleunigung schlagen wir in den Hauptverkehrszeiten einzelne Schnellbusse über den Ring zu benachbarten oder gegenüberliegenden Stadtteilen in die Industriegebiete vor, ohne den Umstieg am Hauptbahnhof.

Der On-demand Fahrdienst „Hin und Wech“ bietet eine Ergänzung zur Nutzung privater Taxiunternehmen und dem motorisierten Individualverkehr zum günstigen SH-Tarif. Er bedient optimal moderne, individualisierte Nutzungsgewohnheiten. Verlässlichkeit im Anschluss zum Linienbus und zur Bahn, Komfort und Kapazität reichen jedoch nicht an den Linienverkehr heran. Für bestimmte Personengruppen, zum Beispiel Ortsunkundige und Menschen mit Seh- oder Bewegungseinschränkungen wird die Benutzung des öffentlichen Verkehrs in Kombination (multimodal) erschwert oder sogar verhindert. Mit Ausfällen, mangelnder Verfügbarkeit und langen Wartezeiten muss gerechnet werden. Nachts ab 21.00 Uhr sollte ein Fahrtende bis vor die eigene Haustür aus Sicherheitsgründen möglich sein. Für Ortsunkundige, die von außerhalb kommen gibt es keinen Hinweis auf das On-Demand Angebot „Hin und Wech“. Hier sollte nach gebessert werden, so dass ein Hinweis auf das Angebot bei Nah SH, an den Bahnhöfen und im DB Navigator (abgebildet als fiktiver 30 Minuten Takt der Rufbusse) erscheint. Es bestehen allgemeine Barrieren bei der Buchung und bei der Nutzung der Hin-und-Wech-App. Durch häufigeres Umsteigen wird die Nutzung von körperlich und geistig eingeschränkte Menschen erschwert. Deshalb sehen wir den großen Einsatz in der Stadt eher als Notlösung, die zu der bisherigen, schwachen Nutzung des ÖPNV passt. Problematisch bei der Ausweitung in ganze Stadtteile und dem ganzen Stadtverkehr am Sonntag anstatt des Linienverkehrs ist, dass es zu keiner Verkehrsreduktion oder -vermeidung kommt: Verkehrsströme werden von der individuellen privaten auf die individuelle öffentliche Nutzung verlagert. Straßen und Parkraum können so nicht entlastet, Emissionen nicht reduziert werden, denn es kommt nicht immer zu Ridepooling (Sammelfahrten). Die Aufenthaltsqualität kann so nicht verbessert werden. „Hin und Wech“ hat seine Stärken bei sehr schwacher Nutzung in Gadeland und Tungendorf und als Ergänzung zum Transport von Menschen mit Beeinträchtigungen.

Die CO2- und Emissionsreduktion soll nach den Vorgaben schrittweise erfolgen. Wie immer bei der Energiewende, muss die Transformation vom Ende her gedacht werden, um Investitionen in teure Übergangslösungen zu vermeiden (Stichwort: Technologieoffenheit). Wir schlagen als letztendlich günstigste und beste Lösung batterie- elektrische Busse mit Unterstützung von Oberleitungen auf den Hauptstrecken vor, wie im laufenden Koalitionsvertrag des Landes Schleswig-Holstein erwähnt. Das hat den Vorteil, dass die Batterien wesentlich kleiner und leichter sind (deutlich unter 8 Tonnen). Das vermeidet langfristig viele Straßenschäden. Die Chancen auf Bundesmittel für O-Busse/ Trollies mit Solarstrom stehen gut. Der Strom aus den Oberleitungen kann ohne Energieverlust direkt voll genutzt werden (ohne große Verluste wie bei E-Fuels und Brennstoffzellentechnik/Wasserstoff). Masten für die Oberleitung können begrünt werden und mit der Straßenbeleuchtung kombiniert werden. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn kann der Solarstrom von der Bahntrasse direkt in die Busoberleitung abgeleitet werden. Während der Fahrt unter der Oberleitung nutzt der Bus den Strom aus der Leitung und lädt zugleich die Batterie auf. Auf den Strecken ohne Oberleitung fährt er dann mit Strom aus der Batterie. Der große Vorteil der Kombination: Man braucht nur ein kleines Oberleitungsnetz, braucht keine Standzeiten fürs Laden, die Batterie ist klein und Kosten werden so gespart. www.dw.com/de/klimaschutz-strom-f%C3%Bcr-bus-und-lkw-statt-diesel-batterie-oberleitung-tesla-e-truck-wasserstoff/a-52698152. Zur Realisierung ist die Installation von eigenen Solarflächen zum Beispiel auf dem Parkhaus und der Holstengallerie sinnvoll. Die Bushaltestelle am Kuhberg müsste dafür allerdings vergrößert werden. Am Kuhberg und auch der Großflecken könnten zur Kommunaltrasse für den Umweltverbund ausgebaut werden, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern (https://www.hamburg.de/innenstadt/14362140/moenckebergstrasse-und-steinstrasse/). Investitionen in diese Richtung würden sich langfristig auszahlen.

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