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Bahn & Bus, Fahrrad, Flensburg, Klimaschutz, Mobilität auf dem Land, Mobilität in der Stadt
Ortsgruppe Flensburg

Mobilitätswende in Flensburg: Neue Ideen und Konzepte

Neue Ideen und Konzepte für die Flensburger Verkehrspolitik wurden vorgestellt beim Treffen des Stadtteilforums Östliche Altstadt am 8.1.20 von Oberbürgermeisterin Simone Lange und Thorsten Schaefer, NEG. Die VCD Ortsgruppe Flensburg begrüßt die Chance auf einen Qualitätssprung im öffentlichen Verkehr, im Fuß- und Radverkehr!

Die Ausgangssituation: Enorme Verkehrsbelastung in Flensburg

Die Verkehrsbelastung in Flensburg ist enorm hoch: 10.000 Berufspendler verlassen täglich die Stadt, mehr als 22.000 pendeln ein. Die allermeisten sind - teilweise notgedrungen - mit dem Auto unterwegs. Zusätzlich kommen natürlich noch Gäste und Touristen, Studierende, Personen, die zum Einkaufen oder Arzt wollen, usw. nach Flensburg.

Laut Gutachten wurden auf der Bundesautobahn A7 (westlich Stadtgrenze) 2016 ca. 23.000 KFZ täglich gezählt. Das wird innerorts auf vielen Flensburger Straßen locker übertroffen. Beispielsweise waren damals auf der Friedrich-Ebert-Straße beim Neumarkt täglich rund 35.000 PKW unterwegs. Heute dürften die Zahlen noch höher liegen.

OB Lange: Mobilitätswende gefordert

Simone Lange: Mobilitätswende und ÖV-Infrastruktur für Klimaschutz
Oberbürgermeisterin Simone Lange schilderte die Notwendigkeit einer Mobilitätswende in Flensburg: Entwicklungen an der Infrastruktur, mehr ÖV, weniger Autoverkehr. Um die Verkehrswende und den Klimaschutz zu erreichen, brauche es kluge Konzepte und Mut.

"Es geht nicht ohne Verbote"
Um eine höhere Taktung für die Busse zu ermöglichen, sei es nötig, Straßenzüge vom Autoverkehr zu befreien. Dabei gehe es nicht ohne Verbote. Sie frage sich, ob man beispielsweise nicht die Rathausstraße für den motorisierten Individualverkehr zumachen könnte, so dass sie nur für ÖPNV, Rad- und Fußverkehr offen sei - mit einer Lösung für die Anwohner.
Für ihre Überlegungen erhielt die Oberbürgermeisterin immer wieder spontanen Applaus.

Was will die NEG?

Ausbau der Bahntrasse durch die NEG
Thema des Abends war der geplante Ausbau der Bahntrasse durch die Norddeutsche Eisenbahngesellschaft Niebüll (NEG), ein Tochterunternehmen der luxemburgischen Staatsbahn. Auf der Trasse zum Hafen sind verschiedene Haltepunkte denkbar, z.B. Hannah-Arendt-Schule, Deutsches Haus, außerhalb am Campus und in Tarup, so der Mitarbeiter der NEG, Thorsten Schaefer.
Als eine "Förde-S-Bahn" sind auch Äste nach Sonderburg ausbaufähig, die Flensburg mit dem Umland verbinden.

Chance für den Radverkehr
Nach bisheriger Einschätzung sei durchaus Platz für einen Radweg neben dem Gleis, wobei man bei den Brücken eine Lösung finden müsse. Wichtiger noch, so die NEG auf Rückfrage hierzu, seien die Radverkehr-Zubringerrouten zu den Haltepunkten. Diese sind förderungsfähig und könnten mitgeplant werden, wie z.B. auf dem Nordergraben - derzeit aufgrund des Kopfsteinpflasters eher von Radfahrern gemieden.

Lärmschutz
Die bisherigen Arbeiten eines Schallgutachtens habe ergeben, dass die Lärmbelastung im Sinne der Verkehrslärmschutzverordnung (16. BImSchV) "unauffällig" sei und damit grundsätzlich keine Lärmschutzmaßnahmen nötig. Falls das doch der Fall sei, würden solche eingerichtet. Als Richtwert gab Schaefer an, dass ein Regionalzug bei Tempo 100 km/h sei z.B. laut oder leise sei wie ein Auto mit 50km/h. Die Hafenbahn selber, so die NEG auf Nachfrage, werde mit max. 60 km/h befahren werden können.

NEG: Zuständigkeit für Ausbau der Gleise
Die NEG agiert hier als Eisenbahninfrastrukturunternehmen und baut den Gleiskörper aus. Den Betrieb würden dann andere Unternehmen vornehmen, im wesentlichen im Auftrag des Landes. Aufgrund der Landespolitik wäre aber davon auszugehen, dass die Züge grundsätzlich alle elektrisch führen, so z.B. auch mit Akku (Stadler BEMU/XMU), so Verantwortliche der NEG.

Lange: Konzept muss vereinbar sein mit Wohnumfeld und Wirtschaftsunternehmen
Simone Lange fasste zusammen: Die NEG sei rechtlich in der Position, die Eisenbahnlinie zu kaufen und zu entwickeln. Ein Konzept dazu sei ihr noch nicht bekannt. Es müsse auf jeden Fall vereinbar sein mit dem Wohnumfeld und mit den durch den Gleisausbau betroffenen Wirtschaftsunternehmen. Gespräche zwischen NEG und Politik sind offensichtlich bereits in Vorbereitung.

VCD Ortsgruppe Flensburg: #endlichTaten!

VCD Flensburg: “Förde-S-Bahn” als Chance
Die Verlängerung der Bahnstrecke zum ZOB mit den zusätzlichen Haltepunkten als ersten Schritt, der Ausbau der Radwege als Zubringer zu den Bahnhöfen und schließlich die Entwicklung einer "Förde-S-Bahn" - all das würde einen echten Qualitätssprung für den öffentlichen Verkehr in und um Flensburg bedeuten. Tausende von Autofahrten würden damit überflüssig, denn eine S-Bahn kann deutlich mehr Menschen transportieren als ein Bus.

“Kluge Konzepte und Mut!”
Zwei Dinge sind aus Sicht der VCD Ortsgruppe wichtig:

  • Auf jeden Fall müssen bei solchen Projekten aber die Anliegen der Anwohner Berücksichtigung finden und es müssen deutliche Verbesserungen für den Radverkehr eingearbeitet werden. Und dann darf das Vorhaben nicht wieder das Schicksal anderer Flensburger Pläne erleiden, die im Regal verstauben - nach der Planung muss auch gehandelt werden nach dem Motto "#endlichTaten".
  • Und bereits jetzt müssen echte Verbesserungen für Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehr angegangen werden – im Sinne unserer 5 Sofort-Forderungen – mehr.

"Kluge Konzepte und Mut" forderte unsere Oberbürgermeisterin - dem kann man nur zustimmen und dies den Verantwortlichen in der Ratsversammlung wünschen! 

Julia Born, VCD Ortsgruppe Flensburg

 

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