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Zug oder Radweg auf der Bahntrasse? Am besten beides, sagt Bauingenieur Till Schwarzer. In seiner Masterarbeit, verfasst mit Unterstützung von NAH.SH, untersucht er die Möglichkeit einer Parallelführung von Rad- und Eisenbahnverkehr in die Flensburger Innenstadt. Dies stellte er bei der dreiteiligen Online-Veranstaltung zum Thema Radverkehr am 25.10.2020 vor. - Neu: Jetzt mit Video!
Flensburg spielt eine enorme Rolle für den Arbeitsmarkt in der Region. Doch im Vergleich zu anderen Städten nutzt nur "eine verschwindend geringe Zahl von Pendelnden" den Zug, um von und nach Flensburg zu kommen, stellt Schwarzer fest. Ein Vergleich mit anderen Städten macht deutlich:
Die Entfernung eines Bahnhofs zum Zentrum und zum ZOB wirkt sich erheblich auf die Nutzung aus. Je näher ein Bahnhof am Stadtzentrum liegt, um so mehr Personen steigen dort ein und aus. Und der Flensburger Bahnhof ist eben nicht zentral gelegen und weit entfernt vom ZOB.
Lösen ließen sich diese Probleme durch die Reaktivierung der bestehende Hafenbahntrasse. Dazu gibt es derzeit zwei Meinungslager:
Auf der einen Seite steht die Forderung, diese Trasse als Radschnellweg mit begleitendem Gehweg auszubauen. So entstehe, so der Verkehrsplaner, ein "superkomfortabler Weg" in die Innenstadt.
Auf der anderen Seite sieht das Land Schleswig-Holstein mit NAH.SH eine große Chance darin, die Trasse zu reaktivieren, um die ungünstige Lage des heutigen Bahnhofs in Stadtrandlage zu verbessern.
Schwarzer hat nun untersucht, ob die Verbindung von beidem - Radweg und Schienenverkehr - auf der Bahntrasse möglich ist. Er kommt zu dem Ergebnis:
In weiten Teilen lässt sich ein 4 Meter breiter Zwei-Richtungs-Radweg neben der Trasse anlegen, eine Breite, die hohem Fahrkomfort entspricht. Auf einen Fußweg daneben muss dabei verzichtet werden.
"Wenn man nun beide Projekte verbindet, also die Einrichtung des Radwegs und die Reaktivierung der Bahnverbindung zum ZOB", so der Verkehrsplaner, "schafft man eine grüne Mobilitätsachse mit einem wahnsinnig hohen Potenzial für nachhaltigen Rad- und Bahnverkehr." Durch Erhalt von Baumbestand bzw. Bepflanzung und Rasengleis lässt sich diese auch ansprechend gestalten.
"Ich glaube, es ist auch für die Stadtentwicklung sehr, sehr vorteilhaft, wenn der Bahnhof im Bereich des Einzelhandels ist, damit Menschen komfortabel ins Zentrum geführt werden können.”
Radweg und Trasse
Bei Verzicht auf den begleitenden Fußweg ist ein Zwei-Richtungs-Radweg parallel zur Bahnschiene möglich.
Für die Engstellen werden jeweils Lösungen (siehe unten) vorgeschlagen.
Bei beiden Varianten gibt es ein ungelöstes Problem:
Die Bahntrasse führt durch das Betriebsgelände von Mitsubishi Papermaills.
Es muss geklärt werden, wieweit dort Radverkehr akzeptiert wird.
Bei der groben Schätzung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses kommt der Bauingenieur - unter Einbezug von Brückenbauwerken und Stützbauwerken - auf einen Quotienten von etwa 1,7. Ab einem Quotienten von 1 gilt ein Vorhaben als volkswirtschaftlich sinnvoll. Damit sind hohe Förderbeiträge möglich, nur ein niedriger Kostenanteil verbliebe bei der Stadt Flensburg.
In diesem Kontext: Der Kosten-Nutzen-Faktor die Reaktivierung der Hafentrasse mit dem ZOB als Ziel kommt laut Vorabschätzung auf den Faktor 8, ein außerordentlich hohes Nutzungspotenzial.
Bei der Planung sieht Schwarzer einige Engstellen, an deren Lösung gearbeitet werden muss.
In Zusammenhang mit weiteren Fragen sind unten zur Information noch die technischen Zeichnungen zur Verfügung gestellt.
Till Schwarzer: Konzept einer Parallelführung des Rad- und Eisenbahnverkehrs in die Flensburger Innenstadt (Masterarbeit)
Der Radverkehr in Flensburg und Schleswig-Holstein war das Thema der dreiteiligen Veranstaltung am 25.11.2020. Der Termin war mit Bedacht gewählt: Gleichzeitig fand in dieser Woche die dritte deutschlandweite Public Climate School (PCS) statt, die offene Klima-Uni für alle.
Die gesamte Dokumentation zu den drei Veranstaltungsteilen steht inzwischen zur Verfügung.