Nord

Ausgangssituation

Ausgangssituation

Radfahren gehört zu den umweltfreundlichsten, gesündesten und gleichzeitig für die Nutzer und den Steuerzahler kostengünstigsten Fortbewegungsarten. Der VCD setzt sich deshalb intensiv für das Verkehrsmittel Fahrrad ein. Der Alltagsradverkehr braucht direkte, schnelle und sichere Verbindungen und darüber hinaus eine attraktive Infrastruktur.

Trotz einer im Grundsatz positiv zu bewertenden Radverkehrsstrategie der Stadt Hamburg (Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, 2007) und einiger Verbesserungen in den vergangenen Jahren spielt der Radverkehr in Hamburg jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Das Ziel, den Radverkehrsanteil an allen Wegen bis 2015 gegenüber 2002 von neun auf 18 Prozent zu verdoppeln, erfordert daher noch wesentliche Anstrengungen (der jüngste verfügbare Wert beträgt 12 % Radverkehrsanteil im Jahr 2008). Andere Großstädte wie Amsterdam, Kopenhagen oder auch Bremen unterstützen den Radverkehr umfassender und verhelfen ihm auf diese Weise zu großer Bedeutung.

Zu den vorrangigen Handlungsfeldern der Hamburger Radverkehrsstrategie gehören unter anderem gute Bedingungen zum Fahrradparken. Ausdrücklich nennt die Strategie gute Fahrradstellplätze an der Wohnung als wichtigen Beitrag für eine Erleichterung der Fahrradnutzung. Äußerst kritisch bewertet wird hier das vereinfachte Genehmigungsverfahren nach §61 der Hamburger Bauordnung (HBauO), durch das die Verpflichtung, bei jedem Aus- oder Umbau von Gebäuden Fahrradstellplätze in ausreichender Zahl anzulegen, eine vergleichsweise geringe Beachtung erfuhr. Ausdrücklich angestrebt wird in der Strategie eine Verbesserung der Regelungen zur Beantragung und Nutzung von Fahrradhäuschen.

Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang, dass die Radverkehrsstrategie im Konsens von Politik, Verwaltung und Verbänden erarbeitet wurde und als gesamtstädtisches Konzept auch allen Bezirken einen Rahmen für entsprechendes Handeln gibt.

Unterstützt wird dies zudem durch eine Erhebung im Rahmen einer am Beispiel Hamburgs erstellten Masterarbeit von Stephanie Seidel („Convenience als Faktor der Radverkehrsförderung - Das Beispiel der Hamburger Fahrradhäuschen“). Dort gab ein Drittel der befragten Fahrradhäuschennutzer an, das Fahrrad seit der Übernahme eines entsprechenden Platzes häufiger zu nutzen. Dies verdeutlicht ebenfalls, dass Fahrradhäuschen ein sinnvolles Instrument zur Förderung des Radverkehrs sind.

Erste Fahrradhäuschen in Hamburg gab es Anfang der 90er Jahre im Bezirk Altona. Heute gibt es etwa 350, hauptsächlich in den Bezirken Eimsbüttel, Altona und Nord. Sie bieten Platz für gut 4.200 Fahrräder. Insbesondere in Altona und Eimsbüttel kommen jährlich einige neue Fahrradhäuschen hinzu. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die Beantragung neuer Fahrradhäuschen sehr langwierig und aufwendig sein kann.

Im Bezirk Hamburg-Nord wurden in den Jahren 2009 bis 2011 zwar 20 Fahrradhäuschen beantragt, genehmigt wurden allerdings nur zwei. Hauptablehnungsgründe waren unter anderem allgemeine Verkehrsgründe, wie der Wegfall von Parkplätzen in Ballungsräumen und der dadurch entstehende zusätzliche Parkdruck, sowie die Beeinträchtigung von Straßenbäumen und die Überfrachtung des öffentlichen Grundes, da bereits mehrere Fahrradhäuser in der nahen Umgebung standen (Kleine Anfrage, Drs. 66/2011 an die Bezirksversammlung Hamburg-Nord 23.09.2011).

Problematisch wird eine Antragstellung besonders im Falle begrenzter Flächen des öffentlichen Raums. Jedoch sollen hier nach Angaben der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation vom 24.6.2011 zunehmend die Bedürfnisse der Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt berücksichtigt werden. Dies würde bedeuten, dass Fahrradparken wie Kfz-Parken auch an Fahrbahnrändern eingerichtet werden kann, falls keine anderen Flächen vorhanden sind. (Bericht Verkehrsausschuss 21.7.2011, Drucksache 20/1112). Demnach kommen also auch Pkw-Parkplätze als Stellfläche für Fahrradhäuschen in Frage, wie dies in Altona und Eimsbüttel auch heute schon der Fall ist.

Der VCD Nord kann dabei aus langjährigen eigenen Erfahrungen mit der Vermietung von Stellplätzen in Fahrradhäuschen belegen, dass der Bedarf nach diesen Abstellplätzen sehr groß ist. Die Länge der Warteliste entspricht in etwa der der Vermietungsliste, sodass also jeder Platz zweimal vermietet werden könnte. Die vier vom VCD betriebenen Fahrradhäuschen befinden sich in Winterhude in einem verdichteten Bebauungsgebiet mit mehrgeschossigen Mietwohnungen, wie sie an vielen Orten in Hamburg in vergleichbarer Form anzutreffen sind. Diese verdichteten Stadtgebiete bieten ideale Voraussetzungen für die Nutzung von Fahrradhäuschen.

Der VCD Nord wünscht sich daher von den Bezirken künftig deutlich wohlwollendere Prüfungen von Anträgen für Fahrradhäuschen. Auch auf diese Weise würden sie der Radverkehrsstrategie besser gerecht.