Nord,
Junge Ortsgruppe Hamburg,
VCD Nord: Hamburg und Schleswig-Holstein,
Bahn & Bus
News-System (PMs & Nachrichten)
Die VCD-Landesverbände von Niedersachsen und Hamburg-Schleswig-Holstein positionieren sich klar für eine Neubaustrecke zwischen Hamburg und Hannover, nur so können ausreichend Kapazitäten für den Personen- und Güterverkehr geschaffen werden. Der Ausbau mit dem Namen „Optimiertes Alpha-E plus Bremen“ würde nicht für das steigende Verkehrsaufkommen ausreichen. Darüber hinaus würde der Ausbau der Bestandsstrecke lange Baustellen und Einschränkungen während der Bauzeit bedeuten, ohne dass am Ende ein signifikanter Gewinn entstünde. Hingegen bietet die Neubaustrecke zudem die Chance, neue Bahnhalte in Orten einzurichten, die bisher nicht ans Bahnnetz angeschlossen sind. Dabei können Lüneburg und Celle weiterhin Fernverkehrshalt bleiben.
Im Mai erschien dazu ein Manifest von niedersächsischen Bürgerinitiativen gegen eine Neubaustrecke. Darin sprechen sie sich dagegen aus, dass die Bundesregierung und die DB mögliche Neubauvarianten untersucht. Diese Bürgerinitiativen stellen sich damit gegen fachlich fundierte Entscheidungen. Wir als VCD Niedersachsen und VCD Nord geben der bisher stillen Mehrheit, die sich schon lange eine stärkere und zukunftsfähigere Schiene wünscht, eine Stimme.
Weil eine reine Ausbau-Lösung den wirtschaftlichen und betrieblichen Anforderungen nicht gerecht werden kann, sagen wir: Deutschland und die Regionen um Hamburg und Hannover brauchen die Neubaustrecke!
Die Vorteile für die Kommunen entlang der Bestandsstrecke wie Celle, Lüneburg und Uelzen liegen auf der Hand, die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit der Bahn wird für Pendler*innen zu großen Erleichterungen führen und Anwohner*innen profitieren von einer geringeren Zugdichte. Doch auch für die Kommunen entlang der Neubaustrecke – also genau dort, wo sich die Bürgerinitiativen gegen die Neubaustrecke aussprechen – kann eine Neubaustrecke massive Vorteile bringen! So sind z. B. neue Regionalexpresshalte im Heidekreis wie beispielsweise in Bispingen und Soltau denkbar. Pendler*innen können dann mit der Bahn viel schneller nach Hamburg und Hannover reisen. Insbesondere Soltau könnte zu einem leistungsfähigen Bahnhofkreuzungspunkt hochgestuft werden (Stichwort „Heidekreuz“). Man braucht nur nach Orten wie Montabaur und Merklingen zu schauen, wo zusätzliche Halte dank einer Neubastrecke immer mit einem deutlichen Wirtschaftswachstum und einem flexibleren Mobilitätsverhalten in der Region einhergehen.
Entgegen der Befürchtungen, die einige Bürgerinitiativen schüren, können die Fernbahnhalte in Lüneburg und Celle selbstverständlich erhalten bleiben. Sie werden, auch heute, nur alle 2 Stunden von einem Fernverkehrszug angefahren. Alle Fernverkehrszüge, die nicht in Lüneburg und Celle halten, können dann stattdessen über die Neubaustrecke fahren. Somit entstehen auch mehr Kapazitäten für den bestehenden Regionalverkehr der dann noch zuverlässiger und somit attraktiver wird. Insgesamt entsteht also eine Win-Win-Situation für beide Regionen, sowohl entlang der Bestandsstrecke, als auch entlang der Neubaustrecke.
Von ihren Kritikern kommt weiterhin das Argument, dass eine NBS zwangsweise teurer ist und mehr Fläche versiegelt. Dass das nicht zwingend stimmen muss, ist bereits daran zu erkennen, dass der Bestands- bzw. bestandsnahe Ausbau mehr Anwohner*innen belasten würde (insb. durch Häuserabrisse), als es an einer möglichen Neubaustrecke jemals der Fall wäre (55.000 vs. 5.000 Bewohner*innen, die jeweils entlang der möglichen Streckenverläufe wohnen). Hinzu kommt, dass der Bestandsausbau länger brauchen wird, da die Bauphasen zeitlich und räumlich aufgeteilt und abschnittsweise erfolgen müssen. Dabei wird zudem der laufende Betrieb beeinträchtigt. Dies bedeutet eine erhöhte Belastung für Pendler*innen sowie Anwohner*innen in jeder Hinsicht. Ein Neubau hingegen kann ohne jegliche oder mit minimalen Betriebsbeeinträchtigungen vollzogen werden.
Es ist zudem anmaßend, dass sich die Bürgerinitiativen mit ihren Anliegen in den aktuellen Planungen von Bund und Bahn nicht wahrgenommen oder respektiert fühlen. Was die Bahn lediglich tut ist, dass sie die Diskussion wieder um eine Neubaustrecke-Lösung erweitern. Sie sagen praktisch „Wir müssen AUCH über eine Neubaustrecken-Lösung nachdenken, weil jene aus 2015 nicht ausreicht, um die kapazitiven Probleme von morgen geschweige denn von heute zu lösen“.
Denn Fakt ist: Die Planungen für den Abschnitt Hamburg-Hannover gründen auf dem Bundesschienenwegausbaugesetz. In diesem ist wiederum der Bundesverkehrswegeplan integriert. Dort ist das Projekt als Ausbau- ODER Neubaustrecke ausgewiesen. Daraus lässt sich ableiten, dass die Deutsche Bahn gesetzlich dazu verpflichtet ist, mehrere Varianten zu prüfen. Das schließt explizit auch mögliche Neubauvarianten mit ein (siehe hierzu auch die Stellungnahme der DB in einem Artikel des Hamburger Abendblatts vom 12.01.23 „Alpha E: Initiative zweifelt Rechtsgrundlage an“). Aus diesem Artikel abgeleitet sind die drei Kernziele: „Mehr Platz auf der Schiene, ein positives Kosten-Nutzenverhältnis und eine schnelle Fahrzeit von 59 Minuten zwischen Hamburg und Hannover.“ Das Vieregg-Rössler-Gutachten von 2020, das die Eignung von Optimiertem Alpha E angeblich bestätige, wurde durch eine umfangreiche Betrachtung der Bahn widerlegt (siehe hierzu „Bahnprojekt Hamburg/Bremen-Hannover: Vollumfängliche Gesamtbetrachtung der Vieregg-Rössler-Konzeptionen“ veröffentlicht von der DB Netze am 09.07.2021). Hinzu kommt, dass die Autoren des Gutachtens ihre vermehrt auf Annahmen und Vermutungen fußenden Argumente bis heute nicht begründen können oder wollen. Das Büro des bahnpolitischen Sprechers der Grünen Bundestagsfraktion, Matthias Gastel, hat einen umfassenden und fachlich sinnvollen und nachvollziehbaren Infobeitrag zur Bahnstrecke Hamburg – Hannover geschrieben, welcher noch weitere Details und Hintergründe beleuchtet. Wir schließen uns der Forderung nach einer fachlich fundierten Entscheidung an.
Bei alledem müssen Neubau- und Ausbauvarianten nicht einmal zwingend gegeneinander ausgespielt werden. Sehr wohl ist es denkbar, neue wie bereits vorhandene Trassen in ein umfassendes Gesamtkonzept einzubeziehen und den Schienenverkehr in der Region viel weiterzudenken und zu ergänzen, damit nicht nur Hamburg und Hannover miteinander, sondern auch die Kommunen dazwischen sowie Deutschland insgesamt besser mit der Bahn erschlossen sind. Um sich auf derart fundierte und lösungsorientierte Ansätze zu einigen, muss zunächst ein offener Dialog möglich sein. Wir bitten die Bürgerinitiativen um Konstruktivität und den Blick über den Tellerrand hinaus: Nehmen Sie sich ein Beispiel an der Bürgerbeteiligung zur Neubaustrecke Fulda-Frankfurt. Dann kann es auch bei uns im Norden mit einer demokratischen und gleichzeitig faktenorientierten Lösungsfindung für die umweltfreundliche Mobilität von morgen klappen.