Ortsgruppe Neumünster,
Neumünster,
Mobilität in der Stadt,
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Stadt- & Regionalplanung,
Verkehrspolitik
Ortsgruppe Neumünster
Ist die Innenstadt noch zu retten?
Die Stadtmitte von Neumünster ist ein verdichteter Wohnort und der Stadtteil,
in dem mit Abstand die meisten Menschen der Stadt leben. Gleichzeitig sind sie
der meisten Verkehrsbelastung ausgesetzt. Trotzdem wird die Innenstadt häufig
hauptsächlich in politischen Diskussionen als Einkaufsort und Standort des
Einzelhandels angesehen. Die entsprechende Stadtplanung dahingegen war
allerdings widersprüchlich: eine Fußgängerzone als Einkaufsstraße ist kaum
vorhanden. Der Großflecken als zentraler Platz wurde mit Kopfsteinpflaster
maximal unbequem für Fußgänger gestaltet. Vor Geschäften in Ruhe zu
flanieren ist zwischen parkenden Autos und Durchgangsverkehr kaum möglich.
Und die Holstengalerie zieht den alteingesessenen Händlern Kundschaft ab, fast
so wie der bequemere Einkauf im Internet oder das Einkaufsparadies DOC.
Ein allmählicher Anstieg des Verkehrsaufkommens durch PKWs in den Straßen
machte die Innenstadt in den letzten Jahrzehnten für andere
VerkehrsteilnehmerInnen zu Fuß oder mit dem Fahrrad unsicher und für Kinder
sogar gefährlich. Mehr und mehr öffentlicher Raum wurde als Abstellfläche
dem Auto gewidmet und ging damit gleichzeitig als Lebensraum für die
EinwohnerInnen der Innenstadt verloren. Abgase, Verkehrslärm und die
eingeschränkte Bewegungsfreiheit laden eher nicht zum Verweilen ein und
wirken sich nachweislich negativ auf die Gesundheit der EinwohnerInnen aus.
Wenn die Barrierefreiheit Lücken aufweist, zu enge Radwege gebaut werden
und der öffentliche Nahverkehr an einem Tag in der Woche nicht mehr
verlässlich funktioniert, dann kommen auch mal Zweifel auf am gemeinschaftlichen Zusammenleben. Dieses Entwicklung zu immer mehr Autos
in der Stadtmitte wirkt als Rückschritt bei der Daseinsvorsorge.
Andererseits macht man sich öffentlich politisch sehr häufig Gedanken um die
Sicherheit und Prävention vor Kriminalität in der Innenstadt - um
Verkehrssicherheit geht es dabei fast nie. Dieser Part wird den Kindern, als
schwächstes Glied im Verkehr durch entsprechende Erziehungsmaßnahmen
aufgebürdet.
Sinnvoll wäre es, die Geschwindigkeit in der gesamten Innenstadt so weit es
geht möglichst einheitlich zu reduzieren und gezielt den Durchgangsverkehr
heraus zu nehmen. Auch Anwohnerparken, Lieferzonen und bessere
Fahrradabstellflächen einzurichten würde Entspannung für den Wohnort
Innenstadt bringen.
Das große Desinteresse bei allen Verkehrsangelegenheiten und der Ärger über
handfeste Fehlplanung in der Vergangenheit bricht sich in der immer wieder
aufflammenden Diskussion um den Großflecken, stellvertretend für die ganze
Stadt Bahn. Die symbolische Mitte von Schleswig-Holstein soll für den
Durchgangsverkehr offen bleiben und die Händler sehen das kostenlose Parken
am Straßenrand als Garantie für ihre guten Geschäfte an. Auch wenn die
meisten Menschen nicht mit dem Auto zum Einkaufen kommen, andere Ziele
haben oder nur ihre Fahrt verkürzen wollen, statt über den Ring zu fahren. Die
AnwohnerInnen werden hier nicht gefragt. Ein Fahrradverleihsystem, als
Alternative zur Autonutzung, gibt es für sie bis heute nicht in der Stadt.
Für eine bessere Aufenthaltsqualität gehört heutzutage auch der Schutz vor
Hitze im Sommer und mehr offene Flächen, die bei Starkregen Feuchtigkeit
speichern können dazu. Versiegelter Boden durch Asphalt oder Steinplatten
heizt sich im Sommer dagegen stark auf und verhindert dass Regenwasser
einsickert. Diese Punkte sprechen für die Reduktion der Parkplatzflächen,
zugunsten von Bäumen und anderem Grün.
Die Innenstadt ist sicher als guter Lebensraum zu retten. Andere Städte machen
das bereits vor. In der Stadt Hannover zum Beispiel, die einst ebenfalls zur
autogerechten Stadt umgebaut wurde, dominieren an vielen Stellen bereits
baulich getrennte, sehr breite Fuß- und Radwege die Stadt und der öffentliche
Nahverkehr gleitet barrierefrei, verlässlich und fast geräuschlos dahin. Das gute Leben und Miteinander kehrt wieder zurück in die Innenstadt. Es ist nicht mehr
zwingend notwendig das Auto für jedes Ziel zu benutzen. Die
Verkehrsberuhigung des Großfleckens - frei vom Durchgangsverkehrs -
wäre ein erster guter Schritt um das Herz von Neumünster für gutes Leben
und Menschen zu öffnen. Mit den gewonnenen Erfahrungen kann dann
eine Verschönerung und Verkehrsberuhigung der gesamten Innenstadt und
dann auch der anderen Stadtteile vorangebracht werden. Dafür sind
mehrdimensionale Ansätze wichtig. Davon habe ich einige im Text
erwähnt. Sie können mit Hilfe eines dauerhaft arbeitenden
Mobilitätsbeirats voran gebracht werden. Es ist aber entscheidend, dass die
Verkehrs- und Mobilitätsthemen als wichtig für die Entwicklung der Stadt
erkannt werden, so dass Fehlentwicklungen in Zukunft vermieden werden.
Zum Stadtradeln 2025
Der Orginaltext von Bernd Schmitt erschien unter: radkolumne.de/lachsradler/
Er ist damit einverstanden, dass ich seinen Text als Grundlage nehme.
Aufzucht der Lachsradler
Was bitte sind Lachsradler? Lachse sind dafür bekannt, dass sie gegen den Strom
schwimmen. Manche Radler tun das auch. Sie fahren auf der falschen Seite.
Lachsradler sind Geisterfahrer auf Pedalen – gezüchtet von den Verkehrsplanern.
Lachsradler – das Verbreitungsgebiet
In Feld und Flur ist der Lachsradler selten anzutreffen, denn das Habitat dieser
entgegenkommenden Spezies befindet sich im urbanen Terrain. Der Lachsradler
bevorzugt die Radwege und Radstreifen am Rande von Einfallstraßen und
Verkehrsknoten. Ein Tipp für alle, die selbst einmal einem Lachsradler begegnen
möchten: Wo die Straßen breit sind, macht sich auch der Lachsradler breit.
Lachsradler – die Aufzucht
Wo fühlen sich die Lachsradlerin und der Lachsradler besonders wohl? Wo paaren
Sie sich? Wo gelingt die Hege der Jungen am besten?
Überall dort, wo auf Überwege verzichtet wird. Günstig zur Pflege sind aber auch
Bettelampeln mit einer besonders langen Rotphase. Äußerst robuste Lachsradler gedeihen im Umfeld von schnell befahrenen Straßen mit hoher LKW-Dichte.
Wichtige Gestaltungselemente bei der Anlage eines Lachsradler-Biotops sind Zäune,
die den Wechsel von der einen auf die andere Straßenseite verhindern.
Der norddeutsche Lachsradler
Der norddeutsche Lachsradler ist das Ergebnis einer sehr intensiven Zucht,
Schwerpunkte sind hierbei die Städte Kiel, Neumünster und Lübeck. In Kiel und
Lübeck wurden nämlich besonders viele schmale und benutzungspflichtige
Hochbord-Radwege angelegt. Die Hansestädte sparten sich zusätzliche Querungen
und der Radler lernte: Jeder Radweg ist in zwei Richtungen befahrbar, auch ein
Einrichtungsradweg. Auch das Neumünster Handtuch (das ist ein entwidmeter
Radweg, nicht breiter als 1,2 Meter) ist berüchtigt. Vor allem wenn fürsorgliche
Autofahrer durch sanften Zug nach rechts beim Überholen, den Radler doch noch auf
den entwidmeten Radweg bugsieren wollen. Auch die breiten Kreuzungen am Ring
sind ein Eldorado fürs Lachsradeln. Wir gratulieren den Stadtplanern zu diesem
Erfolg.
Lachsradler – vom Aussterben bedroht
Die Rote Liste bedrohter Lebewesen wächst. Experinnen und Experten schätzen, dass
pro Tag zwischen 50 und 150 Arten von unserem Planeten verschwinden. Und das,
obwohl sich Hilfsorganisationen sehr intensiv um den Erhalt der Biodiversität
bemühen.
Die Lachsradler retten
Die engagierten Aktivistinnen und Aktivisten setzen sich nachhaltig dafür ein,
urbane Schnellstraßen zu erhalten und damit das Habitat der Lachsradler dauerhaft zu
sichern. Denn das Leben der Lachsradler ist vielfach bedroht:
• Mit jeder Tempo-30-Zone verliert der Lachsradler an Lebensraum.
• An Straßen, die sich leicht überqueren lassen, vermehrt sich der Lachsradler
kaum noch.
• Auf breiten Radschnellwegen ist der Lachsradler so gut wie ausgestorben.