Nord,
Ortsgruppe Flensburg,
VCD Nord: Hamburg und Schleswig-Holstein,
Bahn & Bus,
Flensburg,
Pressemitteilung
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Nord kritisiert entschieden die von der Landesregierung angedachte Streichung einer Reaktivierung der derzeit stillgelegten Bahnstrecke Flensburg – Niebüll aus dem Entwurf für den neuen Regionalplan.
Insbesondere die vom Kreis Nordfriesland abgegebene Stellungnahme, welche die Erneuerung einer Bahnverbindung nach Flensburg in Konkurrenz mit der Modernisierung der Marschbahn sieht, stößt hierbei auf Unverständnis.
„Der Ausbau und die Elektrifizierung der Marschbahn haben auch für den VCD Priorität“, so Alexander Montana, Vorstandsmitglied des VCD Nord. „Beide Vorhaben müssen allerdings zusammen betrachtet werden und auch die weit fortgeschrittenen Debatten rund um einen zukünftigen Bahnhalt am Flensburger ZOB berücksichtigen: Bei einer Reaktivierung der Bahnstrecke könnten z.B. Reisende aus Leck zur Marschbahn bzw. in die andere Richtung nach Flensburg direkt in die Innenstadt fahren. In Flensburg-Weiche könnten Pendlerinnen und Pendler zeitsparend nach Schleswig und Rendsburg umsteigen. Reisezeiten würden sich im Vergleich zu den bestehenden Buslinien erheblich verkürzen, die Attraktivität des Nahverkehrs im Norden Schleswig-Holsteins erheblich gesteigert.“
Die von einigen anliegenden Gemeinden erneut vorgebrachten Befürchtungen über mögliche Lärmbelastungen oder lange Schließzeiten an Bahnübergängen sind nicht stichhaltig. Das Land Schleswig-Holstein würde auf der Strecke Akku-Triebwagen einsetzen. Durch die Lage der neuen Haltepunkte und moderne Signalgeber können Schrankenschließzeiten entlang der B 199 kurz gehalten werden. Eine reaktivierte Bahnstrecke würde den Autoverkehr reduzieren und die Belastung durch Verkehrslärm insgesamt senken.
Stefan Karstens, ebenso Vorstandsmitglied des VCD Nord, ergänzt: „Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt die Option einer zeitnahen Reaktivierung der Bahnstrecke Flensburg – Niebüll aufzugeben, wäre fatal und widersinnig. Erst vor wenigen Wochen ist das neue Klimaschutzgesetz in Kraft getreten, in welchem das Land Schleswig-Holstein das Ziel bekräftigt, bis 2030 die Hälfte der hiesigen CO2-Emissionen einzusparen und bis 2040 zum netto-treibhausgasneutralen Bundesland zu werden. Ohne eine entschlossene Reduzierung der Emissionen auch im Verkehr, wobei ein massiver Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel eine zentrale Rolle spielt, ist dieses Ziel nicht zu erreichen. Schon jetzt fördert der Bund die Reaktivierung von Bahnstrecken mit 90% der entstehenden Kosten. Durch den jüngst im Grundgesetz verankerten 500 Mrd.-Euro-Investitionsfonds, welcher insbesondere auch dem klimagerechten Umbau der Verkehrsinfrastruktur dienen soll, werden künftig erheblich mehr Mittel in solche Projekte fließen. Geld, auf das Schleswig-Holstein nicht verzichten sollte.“
Mit Kopfschütteln reagiert Stefan Karstens auf Einwendungen einiger der Gemeinden an der Bahnstrecke: „Die Attraktivität eines Wohnortes sowie die wirtschaftliche Dynamik einer Kommune bemisst sich zunehmend auch daran, wie gut sie an moderne Verkehrssysteme angeschlossen ist. Keine der Gemeinden in Schleswig-Holstein, welche in den vergangenen zwanzig Jahren einen neuen bzw. wiedereröffneten Bahnhaltepunkt bekommen hat, berichtet von negativen Entwicklungen. Im Gegenteil: die Zufriedenheit der Einwohner*innen steigt, Ortschaften werden gerade auch von jungen Familien häufiger als Wohnort gewählt, der Wert von Immobilien nimmt zu und Betriebsansiedelungen werden ehr in Erwägung gezogen. Für eine positive Entwicklung des Grenzlandes muss die Reaktivierung der Bahnstrecke Flensburg – Niebüll unbedingt im Regionalplan verbleiben!“
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