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VCD Lübeck: Comeback der Straßenbahn ist möglich und hat Potenzial

Potenzialanalyse mit sehr positiver Bewertung veröffentlicht, Entscheidung für Fortsetzung der Planungen aber unverständlicherweise auf der Kippe. Ein Überblick auf den Stand der Dinge aus Lübecker VCD-Sicht.

Die Stadt Lübeck hat sich zum Ziel gesetzt, im Rahmen ihrer Verkehrswendestrategie den Anteil des öffentlichen Verkehrs nach Wegen bis 2040 auf 20% zu verdoppeln. Die ersten Schritte finden sich im neuen Regionalverkehrsplan, auf dessen Grundlage bis 2028 das Busnetz in Lübeck neu strukturiert werden soll. Außerdem wurden Anfang Oktober auch 2 Gutachten veröffentlicht, die die weiteren Entwicklungsperspektiven untersuchen: einmal mit einem weiter optimierten Busnetz ("Verkehrswendeszenario") und mit einem darauf aufbauenden Straßenbahnnetz ("Potenzialanalyse").

Die Aussagen der beiden Teilgutachten - erstellt von der auch aus Kiel und Berlin bekannten Firma Ramböll - lassen sich so zusammenfassen:

  • Eine moderne Straßenbahn ist in Lübeck technisch möglich, d.h. sie kann auch den Verkehrsströmen folgend durch die Altstadt geführt werden.
  • Es gibt mehrere Verkehrsachsen, auf denen genügend Fahrgastaufkommen für eine Straßenbahn zu erwarten ist, und wo sie daher wahrscheinlich wirtschaftlicher fahren kann als Busse. Ein mögliches Netz könnte aus 4 Linien bestehen und würde unter anderem die Universität, Stockelsdorf, Bad Schwartau und Brandenbaum mit der Lübecker Innenstadt verbinden.
  • Straßenbahnen werden von den Fahrgästen als attraktiver wahrgenommen als Busse und auch eher als Alternative für potentielle Wechsler vom Individualverkehr.
  • Die Kosten für ein solches Netz werden auf ca. 900 Mio € geschätzt, die sich auf den Bauzeitraum verteilen würden und auch Anteile für die Instandsetzung der zu befahrenen Straßen und Brücken beinhalten. Bis zu 90% der Kosten sind dabei aus Bundes- und Landesmitteln förderfähig.

Die vorliegenden Gutachten stellen noch keine ins Detail gehende Voruntersuchung dar, in der man konkret geeignete Trassen und und erwartete Fahrgastzahlen ermitteln würde, um darüber zu einer genaueren Kosten-Nutzen-Analyse zu kommen. Diese braucht man, um später Fördermittel beim Bund beantragen zu können, und sie müßte jetzt beauftragt werden, um keine weitere Zeit zu verlieren.

Immerhin zeichnet sich schon jetzt ab, dass ein Netz aus Straßenbahn und ergänzenden Bussen gegenüber heute mit knapp 16% Anteil an den Fahrten zwar die Zielmarke von 20% noch verfehlen könnte, gegen über einem reinen Busnetz (mit ebenfalls 16% Anteil) aber nur die Hälfte an Fahrzeugkilometern und Personal benötigt. Anders als beim einem optimierten Busnetz hätte ein Netz mit Straßenbahn auch noch Kapazitätsreserven.

Im Zusammenhang mit weiteren Ergebnissen aus den beiden Gutachten ergibt sich eigentlich der klare Auftrag, jetzt als nächstes eine detaillierte Kosten-Nutzen-Untersuchung für eine Straßenbahn in Lübeck zu erstellen. Stattdessen will die Stadtverwaltung nun unverständlicherweise keine weiteren Schritte unternehmen und die bisherigen Untersuchungen ad Acta legen. Die Entscheidung in der Lübecker Bürgerschaft steht noch aus, dort gibt es durchaus Stimmen - so bei bei CDU und Grünen - für eine Fortsetzung des Untersuchungsverfahrens.

Am 04.11.2024 berät noch einmal der Bauauschuss der Bürgerschaft in öffentlicher Sitzung über die Potenzialanalyse und hat dazu deren Autoren zum Vortrag eingeladen.

Kontakt:
luebeck@vcd-nord.de

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