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Barriere-Check III: Vom Flensburger Nordermarkt zur Hafenspitze

Nordermarkt und Hafenspitze sind beliebte Spazierziele in Flensburg. Genau das war die Route beim dritten Barriere-Check im März 2021. Die Teams waren wieder unterwegs mit Blindenstock und Rollstuhl. Das Ergebnis: Gute Ansätze und Verbesserungsbedarf. Die Reaktion des TBZ auf die Meldungen stieß auf deutliche Kritik der Vorbereitungsgruppe und des Flensburger Behindertenbeauftragten, Christian Eckert. Inzwischen wurde eine Lösung in den Blick genommen.


Inhaltsübersicht:

  • Barriere-Check in Flensburg: Zum dritten Mal unterwegs
  • Gute Ansätze und Nachbesserungsbedarf: Vier Beispiele
  • Barrierefreiheit schaffen: Nachhaltiger Umgang mit Einträgen gefordert
  • Absprache mit dem TBZ gefunden: Nötige Schnittstelle bringt Abhilfe
  • Ausblick: Barriere-Checks drei- bis viermal im Jahr

Barriere-Check in Flensburg: Zum dritten Mal unterwegs

In der Woche vom 15. – 19. März 2021 waren zum dritten Mal engagierte Flensburger:innen, diesmal coronagerecht in kleinen Teams, unterwegs und prüften: Wie gut lässt sich der Weg vom Nordermarkt zur Hafenspitze begehen von Menschen im Rollstuhl, mit Rollator oder Blindenstock? Denn öffentliche Straßen und Plätze sollen ausdrücklich möglichst barrierefrei gestaltet sein.

Beteiligt waren wieder mehrere Gruppierungen: Die Flensburger Ortsgruppen von VCD, VdK, Aktionsgruppe KLIMA, Seniorenbeirat, Stadtteilforum Südermarkt-PLUS, Arbeitskreis des Behindertenbeauftragten und das TBZ Flensburg.

Fazit der Barriere-Checker:innen: Gute Ansätze sind vorhanden. Gleichzeitig gibt es viel Nachbesserungsbedarf, damit auch Seh- und Bewegungsbehinderte hier bequem und sicher unterwegs sein können.

Einige Kommentare

  • Kopfsteinpflaster ist ja schön, doch für Menschen mit Rollator, Rollstuhl, Kinderwagen oder Trolley ein echtes Problem.
  • Diesen Weg kann man als Blinder nicht allein gehen. Es gibt zu viele Gefahrenstellen.
  • Durch die Barriere-Checks nehme ich die Hürden, mit denen Bewegungs- und Sinnesbeeinträchtigte kämpfen, erst wahr.
  • Man merkt, wie extrem kleinteilig beim Fußverkehr gearbeitet werden muss. Die Barriere-Checks sind wichtig, denn sie lenken den Blick auf die Details.
  • Die Radler:innen waren rücksichtsvoll. Doch Fuß- und Radverkehr gemeinsam in einem Flanier- und Erlebnisbereich ist utopisch.

Gute Ansätze und Nachbesserungsbedarf: Vier Beispiele

Barrierefreiheit schaffen: Nachhaltiger Umgang mit Einträgen gefordert

Wie auch bei den letzten Malen wurde wieder eine ausführliche Dokumentation erstellt. Diese wird zur Kenntnis weitergegeben an den Flensburger Behindertenbeauftragten, Christian Eckert, den Seniorenbeirat, den Sozialverband VdK, Stadtverwaltung und Ratsfraktionen sowie das TBZ als beteiligte Einrichtung. Schrittweise können so Verbesserungen vorgenommen werden.

“Wir werden in Kürze über den Überweg Schiffbrücke und die Busspur sprechen und überlegen, wie sich dieser Übergang sicherer gestalten lässt”, verspricht Barbara Hartten, technische Betriebsleiterin des TBZ, die regelmäßig an den Begehungen teilnimmt. “Wenn das mit der Baustelle jetzt länger dauert, werden wir auch über eine Beleuchtung nachdenken.”

Mängelmelder: Missstände “gelöst”, da keine Mängel

Um sie vorzumerken, wurden die anderen Missstände in den Mängelmelder des TBZ eingetragen. Bereits am Folgetag waren sämtliche Einträge mit “gelöst” markiert (Beispiel: mehr).

“Ich habe mich total gefreut”, berichtet Julia Born, Sprecherin der VCD Ortsgruppe und Organisatorin, “zumal im Herbst 2020 tatsächlich kurzfristig Nachbesserungen vorgenommen worden waren. Dafür waren wir dem TBZ sehr dankbar.
Doch dann las ich im beigefügten Kommentar, dass die Einträge keineswegs gelöst sind. Der zuständige Bearbeiter schätzte sie nicht als ‘Mängel’ ein und hat sie deshalb mit ‘erledigt’ markiert” (mehr).

“Sehr enttäuscht” sei er, so Bernd Wittke, Vorsitzender des Seniorenbeirats. “Blinde, Bewegungseingeschränkte, Ältere und Kinder sind an diesen Stellen ganz erheblich behindert, teilweise sogar gefährdet. Natürlich ist uns klar, dass Nachbesserungen zum Teil aufwändiger sind. Hier macht man es sich jedoch sehr einfach – auf Kosten von Benachteiligten.”

Zeitnah nachhaltiger Umgang mit Einträgen erwartet

Regina Bunge, stellvertretende Landesvorsitzende des VdK, die ebenfalls beim Barriere-Check mitwirkt, unterstützt das Anliegen: “Wir brauchen eine nachhaltige Dokumentation solcher Kritikpunkte. So dass man sehen kann: Der Hinweis wurde eingetragen, die Erledigung ist für einen späteren Zeitpunkt vorgemerkt.
Es geht nicht an, berechtigte Mängel als ‘erledigt’ zu einzustufen, nur weil eine längerfristige Bearbeitung nötig ist.”

“Außerordentlich”, so der Behindertenbeauftragte der Stadt Flensburg, Christian Eckert, begrüße er die gemeinsame Aktion der verschiedenen Gruppen. Als “absolut inakzeptabel” bewertet er jedoch die Vorgehensweise des TBZ.  “Als kommunaler Beauftragter der Stadt Flensburg für Menschen mit Behinderung erwarte ich eine zeitnahe Kontaktaufnahme des TBZ mit der Vorbereitungsgruppe, um hier schnellstmöglich eine zufriedenstellende Lösung zu finden.”

Absprache mit dem TBZ gefunden: Nötige Schnittstelle bringt Abhilfe

Von Seiten des TBZ reagierte man umgehend auf die vorgebrachte Kritik. Die Einstufung, ob eine Meldung ein Mangel ist oder nicht, erfolgt beim TBZ unter fachlich-arbeitstechnischen Gesichtspunkten. Das wurde in einem ausführlichen Gespräch geklärt. Dabei wurde ebenfalls deutlich, dass die Zuständigkeit nicht immer beim TBZ liegt. Die Einträge werden entsprechend an die zuständigen Stellen weitergeleitet, zum Beispiel an die Verkehrsplanung der Stadt Flensburg.

Gleichzeitig arbeitet die Stadt Flensburg derzeit an einem Werkzeug zur Online-Bürgerbeteiligung. Dort sollen solche Meldungen bearbeitet werden. Hilfreich und wichtig, so die gemeinsame Überlegung, wäre eine Schnittstelle zwischen beiden Meldesystemen:

  • Einträge im TBZ-Mängelmelder, für die z.B. die Verkehrsplanung zuständig ist, müssten vom TBZ direkt dorthin verschoben werden können und dann dort in der Kartenansicht sichtbar sein.
  • Einträge im städtischen System, die in den TBZ-Mängelmelder gehören, müssten dort zugeordnet werden können und sichtbar sein.
  • Die Eintragenden werden über die Weitergabe informiert und können auf ihre Meldung entsprechend weiterhin zugreifen.

Auf diese Weise wäre für eine nachhaltige Eintragsmöglichkeit von Meldungen gesorgt. Bürger:innen könnten erkennen, dass Meldungen vorhanden und in Bearbeitung bzw. gelöst sind.

Die Barriere-Check-Vorbereitungsgruppe, der Seniorenbeirat und der Behindertenbeauftragte unterstützen diese Lösung und wenden sich gemeinsam mit dem TBZ an die Stadt Flensburg mit der Bitte das technisch zu ermöglichen. Wünschenswert sei die zeitnahe Bereitstellung des städtischen Systems bzw. eine Möglichkeit zur Überbrückung.
Generell gelte es, so Christian Eckert, auch bei solchen Systemen auf barrierefreie Zugänglichkeit zu achten.

Ausblick: Barriere-Checks drei- bis viermal im Jahr

“Drei- bis viermal im Jahr führen wir einen Barriere-Check durch”, erläutert Julia Born. “Unser Vorbereitungsteam, bestehend aus Klaus Heide (Arbeitskreis des Behindertenbeauftragten), Regina Bunge (stellvertretende Landesvorsitzende des VdK), Bernd Wittke (Vorsitzenden des Seniorenbeirats) und mir als Sprecherin des VCD Flensburg, entscheidet gemeinsam, wo die nächste Begehung stattfindet.”

Ein großes Dankeschön abschließend an alle Beteiligten für ihr Engagement!
Übrigens: Wer bei sich vor Ort einen Barriere-Check durchführen will, den laden wir ein, Kontakt aufzunehmen: flensburg@vcd-nord.de. Wir leisten gerne Unterstützung!

  • Barriere-Check III (März 2021): Vom Nordermarkt zur Hafenspitze – Dokumentation.  PDF-Datei: mehr
  • Was ist der Barriere-Check, warum ein Barriere-Check? Häufig gestellte Fragen. Präsentation. PDF-Datei – mehr
  • Barriere-Check II (27.10.2020): Vom Südermarkt zum Deutschen Haus - PDF-Datei  - mehr
  • Barriere-Check I (01.09.2020): Vom Deutschen Haus zum Bahnhof.  PDF-Datei - mehr

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